Mit der Mesotherapie Heuschnupfen & Co. lindern
aus: GesundheitsMAGAZIN aktuell, Heft April/Mai 2013
von Dr. med. Britta Knoll
Schätzungen zufolge hat sich die Zahl der Allergiker in den letzten 30 Jahren nahezu verdreifacht, in Europa sind mittlerweile etwa 30 bis 40 Prozent der Bevölkerung betroffen.
Als Ursache für eine Allergie wird ein Zusammenspiel von Umweltfaktoren und einer genetischen Veranlagung vermutet. So scheinen z.B. die in den westlichen Ländern üblichen hohen Hygienebedingungen und familiäre Vorbelastungen die Erkrankung zu begünstigen. Trotz ihrer Häufigkeit und der teils schwerwiegenden Beeinträchtigung der Gesundheit und Lebensqualität werden Allergien in der Öffentlichkeit oft verharmlost und unzureichend therapiert. Dabei gibt es wirksame Therapien wie die Mesotherapie um die Symptome zu lindern und ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern.
Bei der Mesotherapie wird ein gering dosierter und je nach Beschwerdebild ausgewählter Wirkstoffcocktail mit feinen Nadeln oder einer speziellen Pistole in die Haut direkt im zu behandelnden Bereich injiziert. Die Methode verbindet Akupunktur, Neuraltherapie und Arzneitherapie und nutzt dabei das Prinzip der Reflexzonen, um eine optimale Wirkweise zu erzielen: Die Kombination verschiedener Arzneien, Vitamine, homöopathischer und pflanzlicher Mittel kann schnell dort wirken, wo sie benötigt wird, ohne den restlichen Körper zu belasten. Denn die Substanzen gelangen über Diffusionsprozesse zwar auch in tiefer liegende Strukturen wie Muskeln und Gelenke, aber kaum in den Blutkreislauf. Die Mikroinjektionen modulieren die Immunzellen der Haut, steigern die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Bindegewebes und stimulieren das Gewebe. Es entsteht zudem ein Hautdepot, aus dem die Wirkstoffe nach und nach abgegeben werden.
Dieses Prinzip macht die Mesotherapie zu einem besonders verträglichen Verfahren mit einem schnellen, aber gleichzeitig anhaltenden Effekt. Die dabei verwendeten Kanülen sind extrem dünn, besonders geschliffen und machen die Injektionen nahezu schmerzfrei.
Entwickelt wurde sie vom französischen Arzt Michel Pistor (1924-2003), nachdem er bei einem tauben Patienten durch Procain-Injektionen am Ohr eine Besserung bewirken konnte. Den Begriff Mesotherapie verwendete er erstmals 1958: Meso bezieht sich auf das Mesoderm, das sich in der dritten Entwicklungswoche des Menschen als mittleres Keimblatt bildet und aus dem sich unter anderem Haut und Bindegewebe entwickeln, d.h. die Bereiche, die Ziel der Mesotherapie sind.
Zur Anwendung kommt die Mesotherapie bei den unterschiedlichsten akuten und chronischen Erkrankungen, in der Prävention, aber auch bei der Rauchentwöhnung und in der ästhetischen Medizin. Unter anderem sind hier die Behandlung von Durchblutungs- und Wundheilungsstörungen, rheumatischer Erkrankungen und Arthrosen, von Sportverletzungen, Überlastungsschäden sowie Stresszuständen, Kopfschmerzen und Migräne zu nennen. In der ästhetischen Medizin und im Anti-Aging werden die Mikroinjektionen als nicht-chirurgische Alternative erfolgreich bei der Behandlung von Fältchen, übermäßigem Schwitzen, Cellulite und Haarausfall eingesetzt.
Mikrovakzination bei Heuschnupfen
Das Prinzip der Mesotherapie hat sich auch bei der Behandlung von Allergien und hier vor allem bei Pollenallergien bzw. Heuschnupfen bewährt. Unter einer Allergie versteht man eine Überreaktion des Immunsystems auf normalerweise harmlose Stoffe wie Pollen, Lebensmittel oder Tierhaare. Ihr geht immer eine beschwerdefreie Sensibilisierungsphase voraus: Die Auslöser, die so genannten Allergene, kommen in Kontakt mit der Haut oder gelangen über die Atemwege oder Verdauungsorgane in den Körper und lösen eine Immunreaktion aus. Das heißt die körpereigene Abwehr betrachtet die an sich ungefährliche Substanz als schädlichen Eindringling, wie z.B. einen Virus, und bildet entsprechende Antikörper, um ihn beim nächsten Kontakt schnell vernichten zu können. Gelangen die Allergene wieder in den Körper, kommt es dann zu einer „überschießenden“ Produktion, einer Fehlregulation, bei der übermäßig viele Entzündungsstoffe wie Histamin ausgeschüttet werden. Sie sind für die typischen Symptome wie Juckreiz, Schwellung der Atemwege, Rötung usw. verantwortlich.
Allergien können fortschreiten, beispielsweise kann sich aus einem unbehandelten Heuschnupfen nach Jahren ein allergisches Asthma entwickeln. Eine rechtzeitige und angemessene Behandlung ist deshalb von großer Bedeutung. Diese zielt darauf ab, Allergene zu meiden, die Symptome zu lindern und einer Verschlechterung vorzubeugen. Am sichersten ist es, den Kontakt mit dem Allergen gänzlich zu vermeiden, indem man z.B. auf den Genuss bestimmter Lebensmittel verzichtet. Bei Auslösern wie Pollen ist das aber nicht immer möglich. Mit einer spezifischen Immuntherapie, bei der die Patienten durch die Zufuhr der Allergene in bestimmten Zeitintervallen hyposensibilisiert werden, kann die Erkrankung aufgehalten oder bestenfalls sogar geheilt werden. Oft sind dafür sehr lange Behandlungszeiten erforderlich. Um die quälenden Beschwerden zu lindern, erhalten Betroffene meist Medikamente wie Antihistaminika und Kortison, die aber bekanntermaßen Nebenwirkungen mit sich bringen können.
Die Mesotherapie kann daher eine wirksame und nebenwirkungsfreie Alternative zur Bekämpfung des Heuschnupfens sein. Indem stark verdünnte unspezifische Vakzine und spezielle homöopathische Komplexpräparate an bestimmten Akupunktur und Reaktionspunkten eingesetzt werden, kann oft auch Patienten geholfen werden, bei denen andere Therapien nicht gewirkt haben oder denen eine Hyposensibilisierung zu aufwendig ist. Die Wirkung dieser Mikrovakzination tritt meist innerhalb weniger Tage ein und ist lang anhaltend. Die Behandlung dauert nur wenige Minuten und wird je nach Schweregrad in bestimmten Abständen wiederholt und danach jährlich aufgefrischt. Bei korrekter Anwendung, die nur durch geschulte Ärzte oder Heilpraktiker stattfinden darf, zeigt die Behandlung nahezu keine Nebenwirkungen oder Komplikationen und ist auch für Kinder und Schwangere geeignet.
Verlauf, Schweregrad und Symptome einer Allergie können individuell sehr unterschiedlich sein. Darauf muss die Behandlung abgestimmt werden. Die Mesotherapie kann vor allem bei Heuschnupfen eine kostengünstige und effektive Behandlungsoption sein. Erfahrungsgemäß liegt die Erfolgsquote einer dauerhaften Linderung bei etwa 70 Prozent.