Mesotherapie bei Osteoporose

aus: Erfahrungsheilkunde 2011; 60: 92-96 vom 6. Mai 2011

Zusammenfassung
Die Mesotherapie ist eine minimalinvasive Methode, die die Grundlagen der Akupunktur, Neuraltherapie und Arzneitherapie verbindet und das Prinzip der Reflexzonen nutzt. Es werden niedrig dosierte Arzneimittelmischungen mittels Mikroinjektionen flächig in die Haut sowie an bestimmte Akupunktur- und Reaktionspunkte appliziert. Aus der Erfahrung der Autorin kann das Verfahren eine wirksame Ergänzung der konventionellen Therapie bei Osteoporose darstellen.

Schlüsselwörter
Mesotherapie, Osteoporose

Osteoporose - häufigste Knochenerkrankung im höheren Lebensalter
Osteoporose ist die häufigste Knochenerkrankung im höheren Lebensalter, in deren Verlauf die Knochenmasse über das natürliche Maß für Alter und Geschlecht hinaus abnimmt. Das Skelett wird dabei instabil und porös und das Risiko für Knochenbrüche (Spontanfrakturen) nimmt zu. Osteoporose kann das gesamte Skelett oder nur einzelne Knochen, wie z.B. Rippen oder Wirbelkörper, betreffen. Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer, in Deutschland ist jede 3. Frau über 50 betroffen. Sind die Anfangsstadien noch beschwerdefrei, kommt es im chronischen Verlauf häufig zu umschriebenen Schmerzen und Behinderungen. So gilt die Osteoporose als Hauptursache für Rückenschmerzen bei den über 60-Jährigen.

Die Folgen von Wirbelkörperbrüchen sind:

  • ein Größenverlust (mehrere Zentimeter)
  • die Ausbildung einer Kyphose („Buckel") der BWS
  • eine Hyperlordose der LWS

In unbehandelten Fällen kommen im Endstadium der Erkrankung die untersten Rippen in direkten Kontakt mit dem Beckenkamm. Zu den Veränderungen der tragenden Strukturen kommen erschwerend schmerzhafte Muskelverspannungen und Störungen der funktionellen Ketten (Arme/Beine) hinzu, was die Lebensqualität erheblich einschränken kann. Auch ist im höheren Lebensalter zusätzlich mit degenerativen Gelenkveränderungen (Osteoarthrosen) zu rechnen, sodass klinisch oft ein gemischtes Krankheitsbild imponiert, mit wechselnden Beschwerdekomplexen.

Eine gefürchtete Komplikation der Osteoporose sind die Röhrenknochenfrakturen, die am häufigsten an Hüfte und Handgelenk auftreten. Erstere machen oft eine stationäre, operative Versorgung mit anschließender aufwendiger Mobilisierung notwendig. So sind diese 4,3 % stationären Fälle für 61,3 % der Gesamtkosten (laut BONE-EVA-Studie 2003 5,4 Milliarden Euro) verantwortlich. Die Osteoporose gehört damit zu den teuren Volkskrankheiten. Daten des Institut für Gesundheits- und Sozialforschung zeigen, dass die medikamentöse Versorgung der Osteoporose in Deutschland verbesserungsbedürftig ist (1).

Einteilung
Bei Menschen mit Osteoporose liegt ein Missverhältnis zwischen Knochenaufbau und Knochenabbau vor: Sie verlieren wesentlich mehr Knochenmasse als ein gesunder Mensch.

Es wird zwischen primärer und sekundären Osteoporose unterschieden:
Die primäre Osteoporose wird nach dem Zeitpunkt ihres Beginns unterteilt in
die postklimakterische Osteoporose, die nach den Wechseljahren auftritt (sog. Typ-1-Osteoporose oder postmenopausale Osteoporose) und

  • die Altersosteoporose, die etwa ab dem 70. Lebensjahr auftritt (sog. Typ-2- Osteoporose).

Die sekundäre Osteoporose tritt altersunabhängig auf und entwickelt sich hauptsächlich als Folge von

  • Erkrankungen, bei denen der Stoffwechsel oder Hormonhaushalt gestört sind (z.B. Diabetes mellitus, Rheuma)
  • langfristiger Medikamenteneinnahme
  • übermäßigem Alkohol- und Nikotinkonsum
  • Bewegungsmangel (Inaktivitätsosteoporose)
  • Untergewicht
  • Östrogen-, Calcium- oder Vitamin D-Mangel

95 % der Osteoporose-Patienten sind von der primären Form betroffen. Häufig spielen neben Alter und Geschlecht auch genetische Faktoren eine Rolle und ein additiver Schädigungseffekt kann durch die individuelle Lebensweise und Medikation hervorgerufen werden.

Diagnostik
Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung kommt die Knochendichtemessung, insbesondere die DXA-Osteodensitometrie (Dual-X-Ray-Absorptiometrie), zum Einsatz. Bei Osteoporose ist die Dichte der Knochenmineralien vermindert. Eine quantitative Ultraschallmessung oder eine Computertomographie können ebenfalls zum Einsatz kommen, beide liefern jedoch nicht so genaue Ergebnisse wie die DXA. Im Röntgenbild zeigt sich eine Knochen-Entkalkung erst, wenn die Knochenmasse bereits um mehr als 30 Prozent abgenommen hat. Eine Frühdiagnose damit also nicht möglich. Im fortgeschrittenen Stadium können an der Wirbelsäule jedoch Grund- und Deckplattenbrüche der Wirbelkörper, sowie Keil-, Fisch- oder Plattenwirbel sichtbar sein.
Seltener kommt die Knochenbiopsie zum Einsatz, z.B. bei Verdacht auf einen Tumor. Die Blutwerte sind bei einer Osteoporose i.d.R. unauffällig, jedoch lassen sich damit andere Erkrankungen und Risikofaktoren ausschließen.

Therapie
Die Therapie ist abhängig vom Erkrankungsstadium und -verlauf. Ein frühzeitiger Therapiebeginn ist wichtig, um den Knochenstoffwechsel positiv zu beeinflussen und Schmerzen vorzubeugen bzw. zu lindern. Wichtige allgemeine Maßnahmen sind:

  • Bewegung und Sport
  • Ernährung: Es sollten 1.000 bis 1.500 mg Kalzium täglich mit der Nahrung aufgenommen werden, evtl. als Kalziumpräparat, am besten in Verbindung mit Vitamin D. Aktuelle Studien belegen einen weitverbereiteten Mangel an diesem so wichtigen Vitamin, das u.a. dazu beiträgt, Kalzium in die Knochen einzulagern.

Ist eine Behandlung mit Medikamenten notwendig, eignen sich Wirkstoffe aus der Gruppe der Bisphosphonate. Sie verringern das Risiko für Knochenbrüche und sorgen dafür, dass die Knochendichte zunimmt. Aufgrund der einfachen oralen Langzeiteinnahme hat sich diese Wirkstoffgruppe als Standardmedikation durchgesetzt. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören die Akute-Phase-Reaktion (grippeartige Befindlichkeitsstörungen), gastrointestinale Komplikationen (Diarrhö), nephrotoxische Wirkungen und die gefürchteten Osteonekrosen der Kieferknochen (2). Will man speziell das Risiko für Wirbelkörperbrüche mindern, kann für Frauen die Langzeit-Einnahme des Antiöstrogens Raloxifen selektiver Östrogen-Rezeptor-Modulator (= SERM) sinnvoll sein. Eine Hormonersatztherapie mit Östrogenen ist bei einer bereits fortgeschrittenen Erkrankung nicht mehr sinnvoll und meist überwiegen die Risiken den Nutzen.

Calcitonin gilt als Ausweichmöglichkeit, falls andere Behandlungen der Osteoporose nicht erfolgreich oder bei den Betroffenen nicht anwendbar sind (z.B. durch eine Medikamentenunverträglichkeit). Dieses körpereigene Hormon kommt im Knochenstoffwechsel vor und hemmt den Abbau. Studien haben gezeigt, dass die Knochendichte durch Calcitonin-Behandlung zu- und die Zahl der Wirbelbrüche abnimmt. Es lindert bei einem Großteil der Betroffenen mit Osteoporose die Schmerzen, kann allerdings bei systemischer Gabe zu Nebenwirkungen führen: Übelkeit, Erbrechen, Hitzegefühl, Hautrötungen, Schwindel. Das Hormon muss gespritzt oder in Form eines Nasensprays eingesetzt werden. Letzteres kann zu Reizungen der Nasenschleimhaut führen und nicht zuletzt steht der Preis nicht selten einer länger andauernder Anwendung im Weg.

Calcitonin wird in den sog. C-Zellen der Schilddrüse produziert. Neben Parathormon zählt es zu den wichtigen Regulatoren des Knochenstoffwechsels. Dabei wirkt es als Gegenspieler des Parathormons und bremst wie Bisphosphonate und SERMs die Osteoklastenaktivität. Der Wirkmechanismus des Calcitonins unterscheidet sich jedoch von dem der Bisphosphonate als auch von dem der SERMs: Da Calcitonin eine körpereigene Substanz darstellt, ist der Wirkmechanismus ebenfalls ein physiologischer (natürlicher).
Calcitonin wirkt zudem analgetisch, besonders bei Schmerzen, die nach akuten Knochenbrüchen und v.a. nach frischen Wirbelbrüchen auftreten.

Mesotherapie
Der französische Arzt Michel Pistor (1924 - 2003) hat die methode der Mesotherapie 1958 erfunden, die seitdem durch die nationalen Fachgesellschaften kontinuierlich weiterentwickelt und perfektioniert wird.

Die Mesotherapie ist eine minimalinvasive Methode, die eine Synthese der Akupunktur, Neuraltherapie und Arzneitherapie darstellt. Zudem wird das Prinzip der Reflexzonen genutzt. Mittels feiner, kurzer Injektionsnadeln oder einer spezieller Mesotherapiepistole werden individuell zusammengestellte Medikamentenmischungen auf der Basis eines Lokalanästhetikums möglichst nahe am Ort der Beschwerden verabreicht. Die Wirkstoffe werden durch Mikroinjektionen in die Haut appliziert. Die verabreichte Arzneimengen liegen im Mikrodosisbereich, dadurch sind sie gut verträglich. Durch die Kombination verschiedener Arzneien und die gezielte, lokalisierte Anwendung potenziert sich die Wirksamkeit der Behandlung. Das dabei entstehende Hautdepot sorgt für einen schnellen und anhaltenden Therapieeffekt. Die Behandlungsintervalle sind dementsprechend lang.
Das wichtigste Therapieprinzip der Mesotherapie lautet: wenig - selten - am richtigen Ort.

Wirkungsweise
Für die Wirkung der Mesotherapie werden die gezielte lokale Anwendung der verschiedenen Wirkstoffen und der stimulierende Effekt der Nadelung verantwortlich gemacht. Die Injektionen erfolgen flächig in die haut sowie in Akupunktur- und Reaktionspunkte. Durch die nur wenige Millimeter tiefen Stiche wird das unspezifische Immunsystem reguliert, die Mikrozirkulation und Sauerstoffversorgung des Bindegewebes stimuliert, Endorphine und entzündungshemmende Substanzen freigesetzt.

Durch Diffusion gelangen die injizierten Wirkstoffe auch in tiefer gelegene Strukturen wie Muskeln und Gewebe, während der Blutkreislauf und damit der Gesamtorganismus so gut wie nicht belastet wird.

Applizierte Arzneimittel
Neben Lokalanästhetika, NSAR, Muskelrelanxanzien und Durchblutungsmitteln ist Lachs-Calcitonin ein Standardmittel der Mesotherapie. Schon seit über 40 Jahren wird es bei zahlreichen Indikationen als „universelles Regenerationsmittel" (Pistor) verwendet (3).

Als homöopathische Unterstützungsmittel können in der Mesotherapie-Mischung

  • Aurum colloidale
  • Aurum jodatum
  • Aurum metallicum
  • Calcium hypophosphoricum
  • Calcium phosphoricum
  • Aurum chloratum natronatum

oder als Komplexmittel Acirufan® Amp. eingesetzt werden.

Durch die langsame Anflutung im Gewebe, bzw. verzögerte und lokale Anreicherung kommt es bei den genannten Mengen nicht zu den bekannten unangenehmen Nebenwirkungen.

Behandlungsintervalle
Die Behandlungsintervalle betragen anfangs 1 Woche, später kann auf 1x monatlich oder nach Bedarf des Patienten gewechselt werden. Die Mesotherapie ist keine Leistung der GKV und wird nach den GOÄ Ziffern 252 (auch mehrfach), 266, 267 oder 268 (+ Medikamentenkosten) abgerechnet.

Nebenwirkungen
In geschulten Händen ist die Mesotherapie ungefährlich und ruft nur selten Nebenwirkungen hervor, die eine Beendigung der Behandlung erforderlich machen. Unerwünschte lokale Effekte sind Einstichschmerzen, Rötungen, Jucken oder allergische Reaktionen. bei ängstlich-sensiblen Patienten kann es in seltenen Fällen zu einer Kreislaufschwäche oder Synkope kommen. Extrem selten sind Hautgranulome, -nekrosen, Pigmentstörungen, Infektionen oder Nervenschäden.

Relativ häufig treten dagegen Hämatome oder oberflächliche Kratzeffekte auf, die i.d.R. aber harmlos sind. Gelegentlich kommt es zu einer „Erstverschlimmerung", ein Effekt, der in der Naturheilkunde wohlbekannt ist und mit der Aktivierung und Umwandlung chronischer Prozesse in ein besser behandelbares Akutstadium erklärt wird.

Zur Verminderung des Einstichschmerzes kann mit der Mesotherapie-Pistole gearbeitet werden und/oder vorher eine Betäubungscreme aufgetragen werden.

Kontraindikationen
Die Mesotherapie sollte nicht angewendet werden bei:

  • hochdosierter Aspirin- oder Enzymeinnahme,
  • Antikoagulation (z.B. Macumar®) für tiefere Injektionen,
  • schweren Infektionen,
  • schweren Allgemeinerkrankungen mit reduziertem Allgemeinzustand,
  • Wundheilungsstörungen
  • Neigung zu Keloiden,
  • Allergien und Unverträglichkeiten auf verwendete Wirkstoffe,
  • Schwangerschaft,
  • Impfungen unmittelbar vor der Mesotherapie,
  • Spritzenangst.

Hinweise
Der Einsatz vieler Wirkstoffe als Mikroinjektion über die haut erfolgt im Off-Label-Bereich, d.h. es liegt für die Indikation oder Applikation keine Zulassung in Deutschland vor. Patienten sollten u.U. darauf hingewiesen werden. Eine schriftliche Einverständniserklärung für die Behandlung ist in kurativen Fällen aber nicht erforderlich, lediglich für die Kosten der IGELeistung. Die DGM stellt ihren Mitgliedern Info-Flyer und Patienten-Aufklärungsbögen zur Verfügung, die das Erstgespräch wirksam unterstützen.
Die speziellen Injektionstechniken der Mesotherapie müssen in einem Kurs praktisch erlernt und geübt werden.
Die Injektionsmengen, -tiefen und die Verteilung spielen eine große Rolle.

Mesotherapie bei Osteoporose
Die Mesotherapie bei Osteoporose zielt unmittelbar auf den schmerzenden oder gefährdeten Bereich. Über die Haut am Ort der Erkrankung werden sinnvoll kombinierte niedrig dosierte Wirkstoffe mittels multipler Mikroinjektionen eingebracht. Das hat einerseits den Vorteil, sofort die Beschwerden zu lindern, andererseits die unerwünschten Nebenwirkungen systemischer Schmerzmittel, v.a. bei der so häufigen Multimedikation, zu vermeiden. Das entstehende Hautdepot erlaubt außerdem eine langanhaltende und auch kausale Wirkung, da Entzündungen, Muskelverspannungen und sogar Knorpel- und Knochenabbauprozessen Einhalt geboten wird. Auf der Basis eines Lokalanästhetikums werden z.B. Calcitonin, Piroxicam oder ein Muskelrelaxans, auch kombiniert mit einem durchblutungsfördernden Wirkstoff, verabreicht. Über Diffusionsprozesse und die verbesserte Mikrozirkulation gelangen die Arzneimittel genau dorthin, wo sie benötigt werden.

Die Injektionen können auch auf dem Schädel, über der Wirbelsäule oder auf den Schienbeinen gemacht werden. Die oberflächliche intradermale Injektion ist häufig sehr vorteilhaft gegenüber den anderen Formen der Mesoinjektion durch die zusätzliche verzögerte Wirkung.

Diese Behandlungsform entbindet nicht von der üblichen Osteoporosebehandlung, im Gegenteil, sie vervollständigt letztere.

Zwei Fälle aus der Praxis
65-jährige Patientin mit Osteoporose

Anamnese und bisherige Behandlung
Frau E.K., 65 jahre, gibt anamnestisch eine Osteoporose an. Sie erhält seit 2008 wegen eines Mammakarzinoms zum Knochenschutz präventiv eine Bonefos®-Infusion 2 x pro jahr. Damit hat sie normale Scores bei der DXA-Knochendensitometrie /10/2009).
Die Patientin ist aktiv, sie nimmt täglich Tamoxifen 20 mg, Selen 100 μg sowie im Winter Vitamin D3.
Der Laborstatus ist unauffällig, nebenbefundlich schwere Gonarthrose rechts die arthroskopisch behandelt wird.

Behandlung mit Mesotherapie
Ein akuter Lumbalschmerz im Segment L3/4 kann durch eine einmalige Mesotherapie (11/2010) sofort behoben werden. Die Behandlung erfolgte intra- und epidermal im Schmerzbereich mit Lidocain 0,5 ml + Piroxicam 0,2 ml + Calcitonin 100 0,3 ml + Buflomedil 0,3 ml. Es waren keine Schmerzmittel oder andere Maßnahmen erforderlich. Es traten keine unerwünschten Wirkungen auf.

89-jährige Patientin mit multiplen Beschwerden des Bewegungsapparats
Anamnese und bisherige Behandlung
Frau K.G., 89 Jahre, leidet unter multiplen chronischen und wechselnden Beschwerden des Bewegungsapparats. Die Patientin ist mobil und besteht auf ausschließlich naturheilkundlicher Behandlung. Die neuralgiformen Schmerzen wurden parallel zur Mesotherapie mit Keltikan®i.m. behandelt. Zusätzlich nimmt die Patientin Nahrungsergänzungsmittel (Mineralien, Vitamine) ein.

CT- und MRT-Befunde
Osteo-CT (12/2010): mittlerer trabekulärer Kalksalzgehalt LKW 1-3: 80,2; bei Werten unter 85 wird eine Osteoporose angenommen.
MRT LWS (12/2010): schwerste degenerative Veränderungen der LWS mit multisegemntaler aktivierter Osteochondrose; 2 höchstgradigen Foramenstenosen L5/S1 beidseits; Pseudospondylolisthesis L5/S1; Spinalkanalstenose, zalhreiche grund- und Deckenplatteneinbrüche der Wirbelkörper, massiv höhengeminderte Bandscheiben.
Die Patientin nimmt keinerlei Schmerzmittel und erhielt von uns ein einziges mal 2008 1 Amp. Sympal® i.m. Ansonsten rein lokal gezielte Mesotherapie, an wechselnden Stellen, je nach aktueller Schmerzangabe alle 1-2 Monate. Zuletzt Mesotherapie am 3.2.2011 über dem Sitzbeinhöcker rechts mit Lidocain 0,5 ml + Piroxicam 0,2 ml + Calcitonin 100 0,3 ml + Buflomedil 0,3 ml.
Bei muskulären Verspannungen oder druckschmerzhaften Triggerpunkten wurden der Mischung 0,3 ml Miorel®(Thiocolchicosid, Muskelrelaxans aus Frankreich) zugesetzt. Mit diesem Protokoll ist die Patientin zufrieden, hat keine Nebenwirkungen und eine insgesamt noch gute Lebensqualität.

Fazit
Die Mesotherapie kann die konventionelle Behandlung der Osteoporose sinnvoll unterstützen. Die Praxiserfahrung der Autorin zeigt, dass mit dieser ergänzenden Therapiemethode häufig eine Reduktion der Medikamente erreicht werden kann. Viele Patienten sind froh um jede Tablette, die sie nicht nehmen müssen, zudem wird das Kassen-Arzneimittel-Budget geschont.

Die Vorteile der Behandlung liegen darin, dass sie schnell und oft anhaltend wirkt und bei richtiger Anwendung nahezu keine Nebenwirkungen hat. Durch synergistische Effekte der Mesotherapie können bei chronischen Leiden und Schmerzzuständen auch bei „ausbehandelten" oder therapieresistenten Problemfällen oft noch Erfolge erzielt werden.


Literatur
(1) Häussler B, Gothe H, Magiapane S et al. Versorgung von Osteoporose-Patienten: Ergebnisse der BoneEVA-Studie. Dtsch Ärztebl 2006; 103 (39): A-2542/B-2199/C-2120

(2) Diel I, Bergner R, Grötz K., Schmidt H. Bisphosphonate und ihre häufigsten Nebenwirkungen. Journal Onkologie 2005; 4:6-12

(3) Pistor M. Praxis der Mesotherapie. Paris: Original Editions Maloine; 1983 (in der deutschen Übersetzung über die DGM beziehbar)

(4) Karsdal MA et al. Calcitonin protects against experimentally induced osteoarthritis: contribution of the anabolic effect on collagen Type II synthesis in articular cartilage. EULAR 2006 21-24

(5) Manicourt DH, Azria M, Mindeholm L. et al. Oral salmon calcitonin reduces Lequesne ´s algofunctional index scores and decreases urinary and serum levels of biomarkers of joint metabolism in knee osteoarthritis, Arthritis Rheum 2006; 54 (10): 3205-3211