Pressemitteilung der DGM vom 13. Mai 2009.
Die extrem schmerzhafte Schulterverkalkung (Tendinitis calcarea) wird durch Kalkabla-gerungen im Schulterbereich ausgelöst. Eine nun vorgestellte Studie belegt deren er-folgreiche Behandlung mithilfe der Mesotherapie.
München / L’Aquila. Als Tendinitis calcarea wird eine durch Kalkablagerungen verur-sachte schmerzhafte Entzündung, meist im Bereich der Sehnenansätze des Schulterge-lenks, bezeichnet. Dabei sammeln sich Kalkkristalle im Übergangsbereich Sehne- Ge-lenkknochen. Bricht dieses Kalkdepot in das umgebende Bindegewebe oder den darun-ter liegenden Schleimbeutel ein und reizt diese Strukturen, kommt es zu massiven Ent-zündungen und Schmerzen, vergleichbar einem Gichtanfall. Die Schmerzen sind akut, bestehen auch im Ruhezustand und führen oft zur totalen Bewegungsunfähigkeit der Schulter. Für die Behandlung werden schmerzlindernde Medikamente verordnet und Kortison gespritzt. Mit Physiotherapie versucht man, das Gelenk beweglich zu erhalten. Eine Stoßwellentherapie kann das Kalkdepot zertrümmern, das in schweren Fällen sonst durch eine Nadel abgesaugt oder operativ entfernt werden muss.
Forscher unter der Leitung von Dr. Angelo Cacchio vom San Salvatore-Hospital im ita-lienischen L'Aquila haben nun die Wirksamkeit der Mesotherapie bei der Behandlung der Tendinitis calcarea wissenschaftlich untersucht. Ihre kürzlich veröffentlichte Studie belegt, dass die Mesotherapie die Schulterverkalkung wirksam, schnell und nachhaltig heilen kann ohne Nebenwirkungen zu verursachen.
In der Mesotherapie werden gering dosierte Medikamenten- und Wirkstoffmischungen mit feinen Nadeln in und unter die Haut gespritzt. Die Substanzen wirken intensiv und nachhaltig, aber nur lokal und belasten somit den restlichen Körper nicht.
Zur Behandlung der Schulterverkalkung injizierten die Forscher den „Kalziumfänger“ EDTA (Ethylendiamintetraessigsäure) in stark verdünnter Lösung unter die Haut rund um die Kalkdepots. Anschließend wurde die betroffene Schulterregion 15 Minuten lang mit pulsierendem Ultraschall behandelt (Phonophorese) um das eingeschleuste EDTA besser zu verteilen und die Regenerationsprozesse im Gewebe zu stimulieren.
Bei knapp zwei Dritteln (62,5 %) der 40 behandelten Patienten hatten sich innerhalb von vier Wochen die Kalkdepots vollständig, bei weiteren 22,5 % größtenteils aufgelöst. Eine Kontrolluntersuchung nach einem Jahr bestätigte einen anhaltenden Behandlungserfolg. In der mesotherapeutisch nicht behandelten Kontrollgruppe konnte nur bei 15 % der Patienten eine unvollständige Auflösung festgestellt werden.
Dr. Britta Knoll, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Mesotherapie, fasst die Vor-züge ihrer Behandlungsmethode zusammen: „Die Studie der italienischen Kollegen be-legt, dass die Behandlung der Tendinitis calcarea mithilfe der Mesotherapie schnell, ne-benwirkungsfrei und dauerhaft wirksam ist. Wir benötigen dazu keine starken Schmerz-mittel oder Kortison und können oft Operationen und das extrem schmerzhafte Absaugen vermeiden. Und weil wir schnell die Schmerzen mildern, wird auch die Schonhaltung überflüssig, die sonst ein Schultergelenk mit der Zeit versteifen lässt.“
Die Mesotherapie wurde vor über 50 Jahren vom französischen Arzt Michel Pistor er-funden und ist seitdem vorlaufend weiter entwickelt worden. Sie findet Anwendung im kurativen Bereich ebenso wie in der ästhetischen Medizin. Als sanftes aber sehr wirk-sames medizinisches Verfahren darf sie nur von Ärzten und Heilpraktikern praktiziert werden.
Die in München sitzende Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie, DGM e.V., zählt ge-genwärtig über 700 praktizierende Ärzte und Heilpraktiker als Mitglieder. Sie informiert über die Mesotherapie, organisiert Fortbildungen und vermittelt bundesweit Therapeuten an betroffene Patienten weiter.