Mesotherapie: Wenig, selten und am richtigen Ort

Aus: Newsletter der German Society of Anti-Aging medicine e.V., GSAAM, Ausgabe März/April 2012

von Dr. Britta Knoll, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Mesotherapie (DGM)

Die Mesotherapie ist eine minimalinvasive Injektionstechnik, bei der mit feinen Nadeln oder einer speziellen Pistole individuell zusammengestellte Medikamente und Wirkstoffe meist epi- oder intradermal im zu behandelnden Bereich eingebracht werden. Zur Anwendung kommen unter anderem Allopathika, Homöopathika, Phytotherapeutika, Vitamine und diverse Biostimulanzien. Als Trägerlösung dienen Procain oder Lidocain. Da die Wirkstoffmischung nur lokal angewendet wird, bleiben die verwendeten Arzneimengen im Mikrodosisbereich. Sie sind damit besonders verträglich, aber dennoch wirksam: durch die unmittelbare Injektion in die Nähe der betroffenen Stelle und die Kombination verschiedener Mittel wird die Wirkung potenziert. Die multiplen Mikroinjektionen modulieren die Immunzellen, steigern die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Bindegewebes, stimulieren und regenerieren das Gewebe. Durch die Injektionen entsteht ein Hautdepot mit Wirkstoffen, das einen schnellen und gleichzeitig anhaltenden Effekt gewährleistet. Die Substanzen gelangen über Diffusionsprozesse auch in tiefer liegende Strukturen, aber kaum in den Blutkreislauf, da das Bindegewebe bereits für ihre Metabolisierung sorgt.

Entwickelt wurde die Behandlungsmethode vom französischen Arzt Michel Pistor (1924-2003), nachdem er bei einem tauben Patienten eine Besserung durch Procain-Injektionen am Ohr bewirken konnte. Den Begriff Mesotherapie verwendete er erstmals 1958 in Anlehnung an das Mesoderm, aus dem sich unter anderem Haut und Bindegewebe entwickeln, d.h. die Bereiche, die Ziel der Mesotherapie sind. In Frankreich wird sie seit mehr als 50 Jahren erfolgreich praktiziert und erfreut sich auch seit den 1980er Jahren in Deutschland bei Patienten und Ärzten wachsender Beliebtheit.

Bei korrekter Anwendung, die nur durch geschulte Ärzte oder Heilpraktiker stattfinden darf, sind die Injektionen nahezu schmerzfrei. Die Behandlung zeigt nur äußerst selten Nebenwirkungen oder Komplikationen und ist, je nach Indikation, auch für Kinder und Schwangere geeignet. Möglich sind lokale Reaktionen auf die Nadelung – wie Schwellung, Rötung, leichter Schmerz – oder in seltenen Fällen auch allergische Reaktionen auf die verwendeten Wirkstoffe. Je nach Fall reichen aufgrund der Langzeitwirkung oft zwei bis drei Sitzungen im Abstand von ein bis vier Wochen aus, um ein dauerhaftes Ergebnis zu erzielen. In einigen Fällen kann aber eine regelmäßige Erhaltungstherapie erforderlich sein. Die Behandlungen dauern in der Regel nur wenige Minuten.

Zur Anwendung kommt die Mesotherapie bei den unterschiedlichsten akuten und chronischen Erkrankungen, in der Prävention, bei der Rauchentwöhnung und im Bereich der medizinischen Ästhetik. Im kurativen Bereich ist unter anderem die Behandlung von Durchblutungs- und Wundheilungsstörungen, rheumatischer Erkrankungen und Arthrosen, von Sportverletzungen, Überlastungsschäden, Luftwegsinfekten sowie Stresszuständen, Kopfschmerzen und Migräne zu nennen. In verschiedenen Studien konnte die Wirksamkeit der Mesotherapie bei bestimmten Indikationen belegt werden, so z.B. für die Behandlung der Schulterverkalkung (Tendinitis calcarea) [1]. Auch bei chronischen Infekten und Abwehrschwäche wird der immunstimulierende Effekt der Mesotherapie genutzt.

Anwendung in der ästhetischen Medizin und im Anti-Aging
In der ästhetischen Medizin und im Anti-Aging werden die Mikroinjektionen als nicht-chirurgische Alternative erfolgreich bei der Behandlung von Hautalterungserscheinungen, Pigmentstörungen, übermäßigem Schwitzen, Cellulite und Haarausfall sowie bei Alterssichtigkeit und Schwerhörigkeit eingesetzt. Die Zufriedenheitswerte der Patienten bei mesotherapeutischen Behandlungen sind sehr hoch, da es sich um eine schonende, unkomplizierte und kostengünstige Methode handelt, die die Gesamterscheinung optimiert, ohne künstlich zu wirken. Die Mesotherapie lässt sich zudem sehr gut mit anderen Methoden kombinieren, wie z.B. Peelings oder der Carboxytherapie.
Als Mesolift hilft die Mesotherapie Fältchen zu glätten und die Haut in Gesicht, Hals, Dekolleté und Handrücken zu straffen. Zur Anwendung kommen dabei natürliche unvernetzte Hyaluronsäure und eine Kombination ausgesuchter Vitamine und Antioxidantien. Sie versorgen die Haut mit Feuchtigkeit und regen die Mikrozirkulation sowie die Neubildung von Kollagen und elastischen Fasern an. In mehreren In-vitro-Studien konnte der kumulative Effekt wiederholter Mesolift-Behandlungen auf die Zellvitalisierung, Strahlkraft, Hautdicke und –qualität belegt werden [2], [3], [4].

Um mimische Fältchen zu behandeln, das Gesicht zu glätten und zu entspannen und gezielt zur Öffnung von Augen- und Mundpartie können geringe Mengen von Botulinumtoxin in den Cocktail beigemischt werden. Beim Mesobotox wird aber ebenfalls nicht in den Zielmuskel, sondern intradermal injiziert. Auf diese Weise werden die kleinen Hautmuskeln und über Diffusionsprozesse auch die tieferen Muskeln entspannt. Auch am Hals und Dekolleté können sehr positive Effekte erzielt werden. Mesobotox hilft auch übermäßiges Schwitzen, etwa im Bereich der Achseln, lang anhaltend zu reduzieren.

Als wirksame Methode zur Behandlung aller Formen des Haarausfalls sowie schwachen Haarwuchses bei Männern und Frauen wurde Mesohair entwickelt. Für die Behandlung des Haarausfalls kommen Biorevitalizer, natürliche Thymusextrakte sowie ausgesuchte Vitamine und Antioxidantien zur Anwendung. Der Cocktail wird direkt im haarfreien Bereich epidermal eingebracht oder etwa 2-4 mm tief injiziert. Durch Diffusionsprozesse verteilen sich die Wirkstoffe im gesamten Haarbereich. Die Wirkstoffe führen zu einer Stimulation und Regeneration der Haarwurzeln, Haarausfall wird meist gestoppt.
Sofern die Haarwurzeln noch leben, kommt es nach etwa zwei bis drei Monaten zu einem anhaltenden Haarwuchs mit verbesserter Haarqualität. Lediglich bei starker Autoimmunaktivität (z.B. Alopecia areata (sub)totalis) oder langjähriger Glatzenbildung ist die Behandlung wenig erfolgversprechend. Durch Zugabe homöopathischer Wirkstoffe können Störungen der Kopfhaut wie Schuppen oder Seborrhö parallel mitbehandelt
werden.

Bei normalgewichtigen oder leicht übergewichtigen Frauen, die an Cellulite leiden, kann Mesocellulite helfen lokale Fettdepots an Hüften, Oberschenkeln, Bauch und Po ohne Operation zu minimieren. Hierbei werden neben ausgesuchten Vitaminen und Antioxidantien z.B. Coffein oder andere Substanzen injiziert, die eine fettauflösende, durchblutungsfördernde und tonisierende Wirkung zeigen. Dadurch werden die venolymphatische Funktion und Mikrozirkulation verbessert, Cellulite und Fettpölsterchen abgebaut und die Hautoberfläche gestrafft. Das freigesetzte Speicherfett wird über die Gefäße abtransportiert und auf natürlichem Wege ausgeschieden.
Die Mesotherapie wirkt auf die Ursachen der Cellulite und gehört dadurch zu ihren besten konservativen Behandlungsmethoden. Je nach Ausprägung der Cellulite können für ein zufrieden stellendes Ergebnis fünf oder mehr Behandlungen in 14tägigen Abständen erforderlich sein. Pro Sitzung sollte nur eine begrenzte Fläche behandelt werden.

(Die Literaturliste 1-4 kann bei der Deutschen Gesellschaft für Mesotherapie angefordert werden.)

Weitere Informationen
Knoll, Britta: Bildatlas der ästhetischen Mesotherapie, kvm Verlag, 2010.

Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie
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Tel.: +49 (0)89-4485940
E-Mail: info@mesotherapie.org