Mesotherapie: Feine Nadeln lindern viele Schmerzen

Aus: localLIFE München, Heft Sept./Okt. 2011.

Wirkstoffe werden sehr sparsam verwendet, die Mikroinjektionen sind wie in der Aku-punktur kaum zu spüren: Mesotherapie heißt dieses nur von Ärzten und Heilpraktikern angewandte Verfahren, das bei zahlreichen akuten und chronischen Beschwerden beachtliche Erfolge zeigt.

Der Patient mit lichter werdendem Haar äußert seine Sorgen gleich zu Beginn der Be-handlung: Ob denn die Stiche schmerzhaft seien? „Keine Angst" kann ihn die Ärztin beruhigen. Denn die in der Mesotherapie verwendeten Kanülen - so der Fachbegriff für die Nadeln - sind so dünn, dass sie von den Schmerzrezeptoren in der Haut kaum wahrgenommen werden.

Über sie werden geringste Mengen an Wirkstoffen direkt in die Haut injiziert und zwar nur dort, wo sie auch benötigt werden. So können die Wirkstoffe in deutlich geringeren Dosen verabreicht werden als bei herkömmlichen Injektionen. Das schont den Orga-nismus vor Nebenwirkungen und beschleunigt die Heilwirkung.
Den Wirkstoffen, meist eine Kombination aus individuell zusammengestellten Medika-menten, Vitaminen und Mineralien, ist zudem immer ein leichtes Schmerzmittel beige-fügt. Auch wird keineswegs immer eingestochen. Bei bestimmten Anwendungen, wie z.B. beim Mückenschutz, zieht der Arzt oder Heilpraktiker mit der Kanüle lediglich mit einer speziellen Technik über die Haut, damit die geruchsintensive Vitaminmischung unmittelbar in diese einziehen und dann 6 Wochen lang ausdünsten kann.

Entwickelt wurde das Verfahren vom französischen Arzt Michel Pistor (1924 - 2003), der den Begriff Mesotherapie 1958 erstmals erwähnte. Seitdem wird die Methode weltweit durch das wissenschaftliche Netzwerk nationaler Mesotherapie-Gesellschaften weiterentwickelt und perfektioniert.

Das Wort Meso (griech.: mittel) verweist auf das Mesoderm, das in der dritten Entwick-lungswoche des Menschen als mittleres Keimblatt entsteht und aus dem heraus sich u.a. Haut und Bindegewebe entwickeln. Aufgrund dieser Zusammenhänge wirkt die Mesotherapie nicht nur lokal, sondern auch regulatorisch auf den gesamten Organismus.

Die Anwendungsmöglichkeiten sind vielfältig. Im therapeutischen Bereich verbessert die Mesotherapie bei Durchblutungs- und Wundheilungsproblemen die Mikrozirkulation im Gewebe.
Bei chronischen Gelenk- und Wirbelsäulen-Erkrankungen lindert das Verfahren die Schmerzen ohne den Organismus zu belasten. Überlastungsschäden und Sportverlet-zungen wie Prellungen, Stauchungen und Sehnenentzündungen können schnell be-hoben werden. Mesotherapie schützt effektiv vor Luftwegsinfekten und kann bereits bei Kindern ab zwei Jahren durchgeführt werden. Bei chronischen Infekten und Ab-wehrschwäche wirkt sie immunstimulierend.
Gute Erfolge erzielt die Methode auch bei Migräne, Spannungskopfschmerz, Okzipital-Syndrom, Gesichtsneuralgien, Schwindel oder Tinnitus. Psychosomatische Störungen wie Stress, Nervosität, Burn-out-Syndrom, Schlaflosigkeit oder depressive Verstim-mungen kann die Mesotherapie unterstützend behandeln. Bei Alterssichtigkeit kann sie die Sehschärfe im Nahbereich verbessern und einer Verschlechterung vorbeugen.
Selbst zur Rauchentwöhnung wird die Methode erfolgreich eingesetzt: die Mikroinjekti-onen führen zu einer umgehenden Abneigung gegen Nikotin, die in ca. 70 % der Fälle mindestens ein Jahr anhält.
Auch im Bereich der ästhetischen Medizin, etwa zur Behandlung von Falten und Cellu-lite, wird die Mesotherapie erfolgreich eingesetzt.

Je nach Indikation erfolgen die Mikroinjektionen in bestimmte Akupunktur- und Reakti-onspunkte. Bei großflächigen Anwendungen wird neben der Spritze auch die soge-nannte Mesogun verwendet, ein elektronisches Gerät, das eine exakte Dosierung und millimetergenaue Einstichtiefe erlaubt.

Für die Behandlung des Haarausfalls wird bei Männern vorwiegend im Bereich der Schläfen und des Hinterhaupts injiziert, bei Frauen erfolgen die Mikroinjektionen meist im Scheitelbereich, von wo aus sie flächig diffundieren. Zu den Wirkstoffen, die als Hautdepot angelegt und so über einen längeren Zeitraum wirken können, zählt hier vor allem ein Thymusextrakt. In Kombination mit weiteren biologischen Substanzen ver-mindert und stoppt er den Haarausfall, regt neuen Haarwuchs an, regeneriert Kopfhaut und Haarfollikel und beseitigt etwaigen Juckreiz und Schuppen.

Inzwischen kann der Patient erleichtert lächeln. Die Behandlung selbst hat nur wenige Minuten gedauert und die Mikroinjektionen hat er kaum gespürt. „In einer Woche sehen wir uns wieder", sagt ihm die Ärztin beim Verabschieden. „Nach sechs Behandlungen kommt die Erhaltungsphase. Sie brauchen dann nur noch einmal im Monat kommen. In ca. drei Monaten sollten Sie wieder schönes und dichteres Haar haben."