Mesotherapie bei Wundheilungs- und Durchblutungsstörungen

aus: Die Naturheilkunde, Heft 2-2018, Februar 2018

von: Dr. med. Britta Knoll

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Als ein minimalinvasives, topisches und vorwiegend intradermales Verfahren kann die Mesotherapie bei Wundheilungsstörungen allgemein sowie bei leichteren Formen lokal auftretender Durchblutungsstörungen angewandt werden. Die folgenden Beispiele erläutern, in welchen Fällen die Mesotherapie helfen kann. 

Wundheilungs- und Durchblutungsstörungen werden gern in einem Atemzug genannt, obwohl die zugrundeliegenden Phänomene klar voneinander zu trennen sind. 

Als Wundheilung wird die Fähigkeit unseres Körpers bezeichnet, Wunden schließen und beschädigtes Körpergewebe wieder herstellen zu können. Dieser Reparationsprozess läuft in unterschiedlichen, sich teils überlappenden Phasen ab. Dabei wird zwischen einer primären und sekundären Wundheilung unterschieden:

  • Primär heilende Wunden haben bündig schließende Ränder und hinterlassen nur kleine bzw. dünne Narben.
  • Bei sekundär heilenden Wunden liegt ein Gewebedefekt vor und die Wunde heilt verzögert und oft mit breiter, bzw. unschöner Narbenbildung.

Eine dritte Form der Wundheilung ist die epitheliale Heilung bei oberflächlichen Wunden. 

Während Wunden okkasionell, durch mechanische, chemische, thermische u. a. Noxen entstehen können, ist die Durchblutung (Hämoperfusion) unserer Haut, des Bewegungsapparates und aller Organe ein fortwährender Prozess, der sowohl akut als auch chronisch in vielerlei Hinsicht gestört werden kann. 

Wenn Wundheilung und Durchblutung gestört sind

Eine Wundheilungsstörung bezeichnet eine verzögerte, schlecht heilende oder mitunter auch gar nicht heilende, chronische Wunde. Als systemische Ursachen gelten u. a. Störungen des Immunsystems, Erkrankungen des arteriellen oder venösen Gefäßsystems, schwerwiegende Infekte, Grunderkrankungen wie Diabetes mellitus, aber auch Mangelernährung und sehr häufig der kontinuierliche Nikotinabusus.

Lokale Ursachen sind vor allem Wundinfektionen, gestörtes Wundmilieu, fehlende Ruhigstellung von Verletzungen bzw. fehlende Entlastung von Druckstellen, auseinander klaffende oder unter Spannung stehende Wundränder, große Hämatome, Serome oder Fistelbildungen.

Durchblutungsstörungen hingegen treten auf, wenn die Blut führenden Gefäße verengt, verstopft oder krankhaft erweitert sind.

Akute Durchblutungsstörungen, etwa aufgrund einer Arteriosklerose, Thrombosen oder Embolien, können lebensbedrohlich sein und müssen notfallmäßig, oft auch intensivmedizinisch behandelt werden.

Chronische Durchblutungsstörungen zeigen sich oft an den unteren Extremitäten und betreffen gleichermaßen Arterien (periphere arterielle Verschlusskrankheit (PAVK), wie Venen (Varikosis, venolymphatische Insuffizienz, Besenreiser als Frühindikator).

Während die PAVK, auch „Schaufensterkrankheit“ genannt, wegen der zunehmend verkürzten Gehstrecke, die Folge einer Arteriosklerose der femoralen und/oder iliacalen Gefäße ist, haben venöse Durchblutungsstörungen andere Ursachen, wie z. B. eine angeborene Bindegewebsschwäche, Belastungen durch langes Stehen, Schwangerschaft, Übergewicht. Durchblutungsstörungen können sich auch als erweiterte Kapillargefäße ohne Krankheitswert, aber mitunter ästhetisch störend, im Gesicht zeigen. In diesem Fall spricht man von Teleangiektasien, bzw. von einer Couperose.

Wundheilungs- und Durchblutungsstörungen können sich natürlich gegenseitig bedingen: Liegt eine Durchblutungsstörung vor kann eine schlecht heilende Wunde entstehen: das Ulcus cruris, das Druckgeschwür, die Gewebenekrose. 

Mesotherapie

Die Mesotherapie lässt sich bei Wundheilungsstörungen allgemein sowie bei leichten Formen lokal auftretender Durchblutungsstörungen anwenden. Dabei werden allopathische sowie naturheilkundliche Wirkstoffe und Medikamente in kleinsten Mengen über feine, dünne Kanülen mit unterschiedlichen Techniken in die Haut am Ort des Geschehens injiziert.

Die Vorteile hierbei: Geringste Wirkstoffmengen genügen, um lang anhaltende Behandlungserfolge zu erzielen. Da die Wirkstoffe i.d.R. nicht in den enterohepatischen bzw. in den großen Blutkreislauf gelangen, bleiben systemische Nebenwirkungen aus. Je nach Schweregrad und Indikation können schon wenige Behandlungen zum gewünschten Erfolg führen. 

All das macht die Mesotherapie zu einem sehr schonenden Verfahren, das vielfach eingesetzt wird:

  • Kurativ bei vielen unterschiedlichen Beschwerden und Erkrankungen wie Arthrosen, Sportverletzungen und Kopfschmerzen,
  • in der ästhetischen Medizin u. a. zur Behandlung von Falten, der Revitalisierung der Haut sowie bei Haarausfall
  • und präventiv vorwiegend als Mikrovakzination etwa bei Atemwegsinfekten und Pollenallergien.

Mesotherapie bei Wundheilungs- und Durchblutungsstörungen kann gleichermaßen dem kurativen wie auch dem ästhetischen Bereich zugeordnet werden. Das gemeinsame Wirkprinzip ist die Verbesserung der Mikrozirkulation, der Gewebeperfusion, der Qualität der extrazellulären Matrix sowie der Versorgung geschädigter Zellstrukturen mit Mikronährstoffen und Sauerstoff. 

Beispiel Narben

Sekundär heilende Wunden führen zu größeren Narben, die je nach Ursache atroph (eingesunken) oder hypertroph (erhaben, verdickt) sein können. Atrophe Narben werden klassischerweise mit einem ablativ fraktionierter Laser (CO2, Er:YAG) behandelt oder operativ mittels Stanzexzision, Subzision oder Dermabrasion.

Einfacher in der Anwendung, kostengünstiger und frei von Nebenwirkungen ist deren Behandlung mit Hilfe der Mesotherapie. Dazu werden unmittelbar vor der Behandlung 2 – 4 ml einer Wirkstoffmischung aus unvernetzter Hyaluronsäure + Biorevitalizer, Regenerating Cocktail, einem Komplexhomöopathikum (z. B. Wiedemann Homöokomplex BH) und Procain hergestellt und intra- bzw. periläsionär verabreicht. Für einen langfristigen Volumenausgleich der eingesunkenen Narbe, z. B. nach Akne conglobata, kann zusätzlich ein leicht vernetztes Hyaluronpräparat injiziert werden. 

Wie wirksam die Mesotherapie hierbei sein kann, zeigen die Bilder einer Behandlung einer Wundheilungsstörung nach einer Handoperation.

Für die nicht-operative Behandlung von hypertrophen Narben stehen zahlreiche Optionen zur Verfügung, von Laserbehandlung, über Bestrahlung, Vereisung, Kompressionen bis hin zu dünn aufgetragenem Silikongel oder -platten. Operativ werden solche Narben durch Ausschneidung, einer Z- oder W-Plastik oder mit Hauttransplantaten behandelt.

In der Mesotherapie werden hypertrophe Narben mit einer Mischung aus Procain, Pentoxyphillin und Asiacen (antifibrotische Wirkung) behandelt. Je früher die Behandlung erfolgt, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Die Anwendungen erfolgen in einem Abstand von 2–3 Wochen, fünf bis sechs mal, abhängig von der Größe der Narbe.

Beispiel Keloid

Abweichend ist die Behandlung von Keloiden: Hier enthält die intraläsionär zu verabreichende Wirkstoffmischung Triamcinolon Kristallsuspension; Hyaluronidase kann zugemischt werden. Alternativen zu Triamcinolon Kristallsuspension sind Triamcinolonacetonid (TAC) oder 5-Fluoruracil. Wie bei hypertrophen Narben beträgt der Behandlungsabstand drei Wochen und sollte je nach Größe des Keloids entsprechend oft erfolgen.

Ergänzend kann Tretinoin-Creme 0,05 % verabreicht werden – dabei ist aber immer ein Abstand von zwei Tagen zur mesotherapeutischen Behandlung einzuhalten.

Hervorzuheben ist, dass der Einsatz eines Glukocorticoids in der Mesotherapie eine Ausnahme darstellt, da Glukocorticoide aufgrund möglicher Hautnekrosen und Gewebsatrophien im Bereich der Einstichstelle sonst nicht verwendet werden dürfen.

Beispiel Besenreiser

Als Besenreiser werden durchschimmernde kleine, periphere Venen bezeichnet, die sich meist an den Beinen zeigen. Sie entstehen, wenn die betroffenen Venen ihre Elastizität verlieren und sich dauerhaft weiten, was hormonell, mechanisch oder erblich bedingt sein kann. In seltenen Fällen kann auch eine Funktionsstörung tiefer liegender Venen der Grund sein. In der Regel gelten Besenreiser aber als harmlos und stellen daher nur ein kosmetisches Problem dar. Rote Besenreiser liegen an der Hautoberfläche und sind feiner, blaue Besenreiser liegen etwas tiefer und sind dicker, so dass sie bei der Verödungsbehandlung leichter angestochen werden können.

Besenreiser werden typischerweise verödet, entweder durch Sklerosierung oder Laser. Die Sklerosierung kann auch in der mesotherapeutischen Praxis erfolgen. Dazu wird vor der Behandlung Sklerosierungsschaum hergestellt (Ärzte: Äthoxisklerol 1 %, Foamake und Luft im Verhältnis 1:5; Heilpraktiker: NaCl 12 %, Foamake und Luft im Verhältnis 1:4). Die Injektion erfolgt bei gespannter Haut tangential direkt in die betroffenen Venen. Dabei werden immer erst die blauen Besenreiser (oft auch Versorgungsvenen für ein ganzes Netzwerk) behandelt, anschließend die roten. Die einzelnen Behandlungen sollten in einem Abstand von jeweils drei bis vier Wochen erfolgen.

Beispiel Couperose

Geweitete Äderchen im Gesicht sind meist harmlos, können aber auch auf vorhandene Erkrankungen wie z. B. eine Hypertonie hindeuten. Couperose lässt sich mit grünen Concealern oder Abdeckstiften kosmetisch kaschieren oder wird vom Dermatologen mit Laser oder einem Intense Pulsed Light (IPL)-Gerät entfernt.

In der Mesotherapie wird die Couperose mit einer Mikrosklerosierung behandelt. Ziel dabei ist es, die Haut dicker und fester zu machen, so dass die geweiteten Äderchen nicht mehr sichtbar sind. Dazu werden 1,5 ml Wirkstoffmischung aus Regenerating Cocktail, DMAE-Silicea Komplex und Hyaluron-Vitalstoffmix hergestellt und flächig mit epidermaler Salventechnik injiziert. Die Behandlung erfolgt einmal jährlich. 

Um den Behandlungserfolg zu sichern, sind Rauchen, Alkohol, Sonnen- und Hitzeexposition zu meiden. Zu den Kontraindikationen zählen Schwangerschaft, Allergie auf Sklerosierungsmittel, Thrombophlebitis und Thrombose.

Beispiel Striae

Dehnungsstreifen oder Striae sind Verletzungen im Bindegewebe aufgrund übermäßiger Dehnung, etwa in der Schwangerschaft, durch schnelles Wachstum oder durch Gewichtszunahme. Zwar blassen Striae nach drei bis sechs Monaten von allein ab, bleiben aber oft als weiße Linien lebenslang sichtbar.

Striae gelten als kosmetisches Problem und werden klassischerweise mit Eximer-, Farbstoff-, Fraxel- oder Argon-Laser, Glykolsäure-Peeling oder Ultraschall behandelt. Grundsätzlich gilt, je früher die Behandlung erfolgt, desto besser sind die Ergebnisse.

In der Mesotherapie hängt die Behandlung vom Alter der Striae ab. Bei frischen Striae ist eine schnelle Rückbildung gewünscht. Dazu muss die Wundheilung und Gewebefibrosierung forciert werden, z. B. mit verdünntem Sklerosierungsmittel. Als Meso-Behandlung werden bei älteren Striae Regenerating Cocktail + DM-Silk alle 14 Tage bei straff gezogener Haut per intradermaler Salventechnik verabreicht. Der Fertigcocktail enthält u. a. organisches Silicea, Dexpanthenol, Centella asiatica, Elastin, Collagen und Mimosa tenuiflora.

Generell lässt sich die Mesotherapie sehr gut mit der Carboxytherapie (CO2-Gas-Insufflation) kombinieren. Ziel ist die Kollageninduktion in der Haut bzw. die kontrollierte Stoffwechselsteigerung im Unterhaut-Fett-Bindegewebe durch das medizinische Gas. Wirkstoffmischungen und medizinisches Kohlendioxid können in der gleichen Sitzung appliziert werden. CO2 verringert zudem lokale Fettdepots und steigert die Lymphzirkulation. 

Wie wirksam diese Kombinationsbehandlung auch bei alten Striae sein kann, lässt sich den Vorher-Nachher-Bildern entnehmen.

Fazit

Die aufgeführten Beispiele zeigen, wie die Mesotherapie bei Wundheilungsstörungen und leichten Formen lokal auftretender Durchblutungsstörungen angewandt wird. Die Behandlungen erfolgen ambulant, dauern in der Regel nur wenige Minuten und ermöglichen den Patienten, im Anschluss wieder ihren Alltagsaktivitäten nachzugehen. Die Injektionen sind dank feiner Kanülen mit speziellem Schliff und einem Lokalanästhetikum als Trägerlösung zudem nicht – oder nur wenig – schmerzhaft. Und da die verwendeten Wirkstoffmengen sehr gering sind und neben Spritzen und Injektionsgeräten keine weiteren Apparate verwendet werden, bleiben die Behandlungskosten übersichtlich.

Dabei ist die Mesotherapie ein sehr wirksames Heilverfahren, dessen Anwendung Ärzten und Heilpraktikern vorbehalten ist und in wenigen Kursen erlernt werden kann.

 

Literatur:

Knoll B, Sattler G (Hrsg.): Bildatlas der ästhetischen Mesotherapie. Wirkstoffe, Dosierung, Anwendung. 2 Aufl., KVM Verlag, Berlin, 2017