Moderne Schmerztherapie und sanfte Beauty-Methode

Auszug aus: MEDIvitalis, Heft 1-2014

aus: MEDIvitalis, Heft 1-2014

Die Mesotherapie wird in Frankreich seit 60 Jahren mit großem Erfolg praktiziert. Es handelt sich hierbei um eine Kombination aus Akupunktur, Neuraltherapie und Arzneimitteltherapie, die äußerst vielfältig angewendet werden kann. Begründer der Mesotherapie ist Dr. Pistor, der sich einst die Frage stellte, warum Patienten mit chronischen Erkrankungen Medikamente erhalten, wodurch der gesamte Organismus den Wirkstoffen inklusive Nebenwirkungen ausgesetzt wird, obwohl die Problematik bereits lokalisiert ist (z. B. in den Gelenken).

Als Antwort auf diese Frage entwickelte Pistor eine Injektionsmethode, bei der passende Arzneien niedrig dosiert in die betroffene Region appliziert werden. Das Prinzip der Mesotherapie lautet: wenig – selten – an der richtigen Stelle. Dabei betrifft der Begriff „wenig“ die Medikamente, die stark verdünnt zum Einsatz kommen. Der Begriff „selten“ bedeutet, dass oft wenige Behandlungen im wöchentlichen Abstand ausreichen können, um Erfolge zu erzielen. „An der richtigen Stelle“ heißt, dass die Therapie an der Stelle wirkt, an der es erforderlich ist.

HIER WIRKT DIE THERAPIE

Die Anwendungsgebiete der Mesotherapie sind vielseitig. Vor allem findet diese Methode aber Anwendung in der Schmerztherapie (z. B. Arthrosen, Kopf- und Rückenschmerzen, Verspannungen). Darüber hinaus kann sie auch bei Durchblutungsstörungen der Venen und Arterien, Zyklusbeschwerden oder bei der Nikotinentwöhnung angewendet werden. Wiederholt auftretende Infekte (z. B. der Atemwege) oder Heuschnupfen können ebenfalls mit dieser Therapie behandelt werden. Aber auch Betroffene, die beispielsweise unter Cellulite leiden, können die Mesotherapie in Anspruch nehmen. Hier werden lipolytische (fettspaltende) Substanzen injiziert, die dann die Durchblutung fördern und das Bindegewebe entschwemmen. Häufig ist die Therapie Teil eines Konzeptes, zu dem auch eine Ernährungsumstellung und Gymnastik gehören.

Dr. Britta Knoll ist Ärztin für Naturheilverfahren und Präsidentin der
Deutschen Gesellschaft für Mesotherapie e.V. in München

„Mesotherapie ist ein medizinisches Verfahren, bei dem individuell zusammengestellte
Wirkstoffe direkt in die Haut im zu behandelnden Bereich verabreicht werden.“

DURCHFÜHRUNG DER BEHANDLUNG

Die Medikamentenmischung besteht je nach Beschwerdebild aus unterschiedlichen klassischen und naturheilkundlichen Arzneien sowie aus dem lokalen Betäubungsmittel Procain. Diese wird dann oberflächlich unter die Haut gespritzt, und zwar direkt über der schmerzenden bzw. betroffenen Körperregion. Zum Teil wird zur Wirkungsverstärkung auch in Akupunktur- und Triggerpunkte gestochen. Es bildet sich ein kleines Haut-Depot, aus dem die Wirkstoffe langsam in den erkrankten Bereich abgegeben werden, aber kaum in die Blutbahn. In der Regel ist eine Behandlung pro Woche erforderlich. Besonders vorteilhaft ist an dieser Therapie, dass sie kaum Nebenwirkungen besitzt und darüber hinaus der Magen, die Leber und die Nieren nicht belastet werden. Hingegen müssen Schmerzpatienten, die regelmäßig Medikamente einnehmen, oftmals in Kauf nehmen, dass ihre inneren Organe langfristig geschädigt werden können oder dass es zu Folgeerkrankungen kommt.

Im Interview mit MEDIvitalis erklärt die Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Mesotherapie e.V. Dr. Britta Knoll die Methode.

Frau Dr. Knoll, was genau ist die Mesotherapie?

Dr. Britta Knoll: Mesotherapie ist ein medizinisches Verfahren, bei dem individuell zusammengestellte Wirkstoffe direkt in die Haut im zu behandelnden Bereich verabreicht werden. Der Vorteil: man behandelt gezielt vor Ort und benötigt daher nur geringste Mengen. Diese bilden ein Hautdepot, geraten nicht den Blutkreislauf und belasten daher nicht den restlichen Organismus. Die Mini-Stiche sind zudem nahezu schmerzfrei. Wir verbinden sozusagen die Regulationsmedizin mit der Regenerativen Medizin.

Wie ist die Wirkungsweise der Mesotherapie?

Dr. Britta Knoll: Die Wirkung basiert auf den pharmakologischen Eigenschaften des Cocktails aus ausgewählten Medikamenten, Mikronährstoffen, homöopathischen und pflanzlichen Mitteln in Kombination mit dem stimulierenden Effekt der Mikroinjektionen. Oft werden auch bestimmte Akupunktur- und Reaktionspunkte berücksichtigt. Abhängig von der Injektionstechnik, können die Arzneien per Diffusion bis in Muskeln und Gelenke gelangen, oder lange in der Hautoberfläche verbleiben. Dadurch ist ein schneller und zugleich anhaltender Effekt gewährleistet.

Wo wirkt die Mesotherapie?

Dr. Britta Knoll: Therapeutisch lässt sich die Mesotherapie einsetzen u. a. bei Durchblutungs- und Wundheilungsproblemen, Erkrankungen des Bewegungsapparates, Sportverletzungen, Abwehrschwäche, Heuschnupfen, Stressfolgen, Kopfschmerzen, Alterserscheinungen sowie zur Raucherentwöhnung. Im ästhetischen Bereich hilft sie die Haut zu verjüngen, Haarausfall, lokale Fettdepots oder Cellulite zu bekämpfen.

Mehr Infos:

Deutsche Gesellschaft für Mesotherapie e.V.
Pariser Platz 4
81667 München
Tel.: (0 89) 44 85 94 0
www.mesotherapie.org

BUCHTIPP:
„Mesotherapie in der Ästhetik: Gut aussehen, gut fühlen“.
Britta Knoll, Gerhard Sattler,
KVM – Der Medizinverlag, 14,95 Euro